Über die Herausforderungen der Selbstständigkeit
- Anne Tu QuocPetit Mai
Selbst und ständig. Wer kennt sie nicht, die zutreffende Beschreibung von «Selbstständigkeit»? Wer ein eigenes Geschäft aufbaut, weiss: Die grosse Kunst besteht darin, das Mittelmass zu finden. Und zu verhindern, dass aus «Ständig» Selbstausbeutung wird.
Ich musste auf die harte Tour lernen, mich vor der ständigen Arbeit zu schützen. Ein eigenes Geschäft aufzubauen und parallel dazu Mutter von zwei kleinen Kindern zu sein, hat mir einiges abverlangt. Alles einigermassen unter einen Hut zu bringen ohne mich dabei zu vergessen – es kostete mich einige Jahre Übung und Rückschläge.
Sicher: Um als Selbstständige erfolgreich zu sein, ist Passion unabdingbar. Love what you do! Denn auch dann sind die Herausforderungen gross genug. Sich jeden Tag von neuem selber zu motivieren und sich nicht ablenken zu lassen, gehört zur Königsdisziplin. Erschwerend kam bei mir der Umstand hinzu, dass das Unternehmen Petit Mai, wie so viele Start Ups auch, in den privaten vier Wänden seinen Anfang nahm. Nicht selten habe ich mich statt der Arbeit zuerst anderem gewidmet. Wer kann sich schon auf die Arbeit konzentrieren, wenn nebenan die Ablenkung lockt? Heute habe ich ein separates Atelier in unserer Wohnung, was die ganze Sache einfacher macht. Trotzdem war es ein langer Lernprozess, Arbeit von Privatem zu trennen. Vor allem weil ich noch immer quasi vom Bett aus ins Atelier rollen kann.
Eine wichtige Erfahrung mit Petit Mai ist: Ich muss nicht alles können. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mir meiner Stärken und Schwächen bewusst geworden war. Welch eine Erleichterung, sich einzugestehen, dass man nicht alles kann. Und ich mich seither nicht mehr stundenlang mit unliebsamen Themen herumschlagen muss. Jemandem Aufgaben zu übergeben, der diese sogar mit Freude erledigt, hilft beiden. Mir erspart es Zeit und Nerven. Den finanziellen Aufwand nehme ich gerne in Kauf. Das ist Unternehmertum.
Ein eigenes Geschäft aufbauen, ist wunderbar. Ein eigenes Geschäft aufzubauen bedeutet aber auch Knochenarbeit. Es ist ein langer Weg, einer, der mit zahlreichen Hindernissen und Rückschlägen gesäumt ist. Das grösste Hindernis bin allerdings meistens ich selber. Sich jeden Tag von neuem zu motivieren, alleine Entscheidungen zu treffen, im richtigen Moment Hilfe zu holen: An manchen Tagen gelingt es mir. An anderen bleibe ich am Fuss des Berges stehen. Aber hey; dagegen gibt es kein Wundermittel. Was hilft, ist, einen kleinen Schritt nach dem anderen zu nehmen. Und plötzlich wird der Berg kleiner und kleiner. Und auf einmal stehe ich oben auf ihm. Und werde mir überlegen, welchen Berg ich als nächstes in Angriff nehmen will.
Seit neun Monaten unterstützt mich das Förderprogramm des Creative Hubs. Die monatlichen Treffen mit meinem Maincoach sowie die wöchentlichen Coachings mit ihm per Telefon helfen mir, schneller vorwärts zu kommen, Prioritäten zu setzen und die richtigen unternehmerischen Entscheidungen zu treffen. Wertvoll ist ebenfalls die Möglichkeit, mich mit anderen Experten zu treffen und für spezifische Fragen ein Coaching zu beanspruchen, welches genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist.