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Nathalie Heid - Wasserurnen

3 Wasserurne web
 —  Story
  • Acklin Claudia web
    Claudia Acklin
    Managing Director Swiss Science Council / Managing Director Lotos-Produktionen GmbH

Die Keramikerin Nathalie Heid stolperte quasi per Zufall vor einigen Jahren über eine "Geschäftsgelegenheit", als einer ihrer engen Freunde starb. Freunde und Familie baten Nathalie, eine Urne für ihn zu entwerfen und herzustellen; und fast zufällig fand sie heraus, dass die Urne - wenn sie nicht gebrannt wird - ihre natürlichen Eigenschaften behält und sich auflöst, wenn sie in (fliessendes) Wasser wie beispielsweise das der Aare gestellt wird.

Unter solch traurigen Umständen tatsächlich über "Geschäfte" zu sprechen, mag ein wenig zynisch klingen. Andererseits ist es, wenn man es mit dem nötigen Feingefühl angeht, auch eines der menschlichsten Unterfangen, das man sich vorstellen kann: ein schönes handgefertigtes Gefäss für ein letztes Ritual für die Verstorbenen und ihre nächsten Angehörigen. Ihre Arbeit wurde von der Berner Design Stiftung und anderen Kritikern gelobt; sie wurde auch im Kornhaus und in anderen Museen wie dem Mudac in Lausanne, einem weiteren in Borneholme/Dänemark oder Mendrisio ausgestellt, nicht zuletzt auch, da das Objekt an sich äusserst ästhetisch ist.

Seit dieser "Entdeckung" sind einige Jahre vergangen und Nathalie hat neben ihren familiären Pflichten Zeit gefunden "Wasserurnen" zu produzieren. Letztes Jahr mietete sie ein kleines Geschäft an der Muessmattstrasse im Berner Stadtteil Länggasse. Sie fand einige Bestattungsunternehmen mit einer ihr ähnlichen Philosophie, die sich bereit erklärten, die Urne zu verkaufen. Sie begann sich auch zu überlegen, wie sie dieses sehr fragile Objekt in andere Städte oder Dörfer transportieren könnte. Zudem bot sie Kurse für Leute an, die Urnen für sich selbst, für Freunde oder Familienmitglieder herstellen wollen. Aber obwohl sie in den letzten drei Jahren 92 Urnen verkauft hat, bleibt ein grosses Problem bestehen: Wie kann man ein Produkt "vermarkten", das einen der persönlichsten Momente im Leben der Menschen berührt, ohne aufdringlich oder unsensibel zu sein? Nathalie Heid bekam zwar ein wenig Presseberichterstattung, aber es braucht noch viel mehr: denn gerade in ihrem Bereich gibt es immer noch viele Tabus oder sogar falsche Informationen. In der Schweiz sagt das Gesetz beispielsweise nicht, dass die Asche eines Menschen auf einem Friedhof begraben werden muss. Sie kann zu Hause aufbewahrt oder im Wald begraben oder in alle vier Himmelsrichtungen verstreut werden. Das Einbringen einer auflösbaren Urne in einen Fluss stellt keine Rechtsverletzung dar. Es ist zwar verboten, giftiges Material zu entsorgen, aber die Asche eines Menschen ist nicht im geringsten giftig; dasselbe gilt für Lehm. Wie oft bei Innovationen: Wenn sie neu auf den Markt kommen, muss viel Kommunikation am und um das Produkt herum stattfinden. Viele Start-ups haben nicht unbedingt die finanziellen Mittel dafür. Sie wachsen also, aber oft nur sehr langsam. Hoffen wir also für Nathalie Heids Geschäft, dass einige grössere Medien "Wasserurnen" entdecken und ihre Bekanntheit fördern. Nathalie nimmt an unserem Kurs Creative Committed teil, der im Juni zu Ende gehen wird.

wasserurne.ch 


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