Gastbeitrag: UNCTAD Expert Meeting & Fachkonferenz der Kreativwirtschaft
- Gela SuliFounder & CEO Creative Caucasus
Über die Grenzen hinweg: Schweizer-georgische Zusammenarbeit in der Kreativwirtschaft
Als ich die Einladung zu einem Expertentreffen der Kreativbranche in Genf erhielt, das von der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) veranstaltet wurde, musste ich nicht allzu lange überlegen, um Ja zu sagen. Die Agenda der Konferenz schien mir mit vielen aktuellen Panels und tollen Referenten sehr interessant. Ausserdem wurden rund hundert Delegierte aus der ganzen Welt erwartet, was mir einen zusätzlichen Anreiz gab, an der Veranstaltung teilzunehmen, um mich dort mit Kollegen aus verschiedenen Ländern zu vernetzen.
Der entscheidende Faktor, an der Veranstaltung teilzunehmen, war aber die Tatsache, dass die Einladung von Seiten des Creative Hub kam, dessen internationalem Beirat ich kürzlich beigetreten bin. Unsere beiden Organisationen - der Creative Caucasus mit Sitz in Tiflis, Georgien, und der Creative Hub - sind aktive Mitglieder des Creative Business Network, das über 70 Organisationen aus der ganzen Welt vereint. Sie alle arbeiten fleissig daran, die besten kreativen Unternehmer und Start-ups ihrer Länder durch nationale Startwettbewerbe zu finden und zu fördern. Die ausgewählten Start-ups dürfen ihr Land unter anderem auch bei dem Finale des jährlich stattfindenden Creative Business in Kopenhagen, Dänemark, vertreten.
Ich entschied mich auch, meine Zeit in Westeuropa zu nutzen, um zwei Tage nach dem Anlass in Genf an der internationalen Fachkonferenz der Kreativwirtschaft in Berlin teilzunehmen. Während die Veranstaltung in Genf darauf abzielte, einen günstigen Rahmen für die Entwicklung der Kreativwirtschaft in den einzelnen Ländern zu schaffen und eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen internationalen Partnern zu fördern, versprach die Berliner Fachkonferenz eine eingehende Analyse der sich stetig wandelnden Narration der Kreativwirtschaft.
Das UNCTAD-Treffen in Genf hielt, was es versprach - eine grossartige Mischung aus Experten und Praktikern aus der Kreativwirtschaft, die verschiedene Regierungen als auch Akteure aus dem Privatsektor und der Wissenschaft vertraten. Im berühmten Palais des Nations - dem Büro der Vereinten Nationen in Genf (UNOG) - wurden vier Panels zu verschiedenen Themenstellungen aus der Kreativwirtschaft gehalten: aktuelle und aufkommende Trends in der Kreativwirtschaft, Fallstudien, die «Best Case»-Policies von verschiedenen Ländern zur Förderung der Kreativwirtschaft präsentierten, Datenerhebungen und -analysen der sich rasch entwickelnden digitalen Wirtschaftssektoren und schliesslich die Bedeutung der Kreativwirtschaft als Wertschöpfungstreiber, der Handel und Wirtschaft vorantreibt.
Das letzte Panel hat mir am meisten gefallen, vielleicht auch wegen den Rednern des Panels, nämlich dem Leiter des Creative Business Network Rasmus Tscherning aus Dänemark und der Leiterin des Creative Hub Schweiz, Regula Staub. Beide sprachen sehr konkret darüber, wie die Arbeit ihrer Organisationen einen Beitrag zur nationalen Wirtschaft leistet. Was ich an der Konferenz auch schätzte, war die Beschriftung der Teilnehmenden mit Länderkennzeichen; ich sass stolz zusammen mit Elene Toidze, meiner Kollegin von Creative Georgia, hinter dem GEORGIA-Kennzeichen. Und nicht zuletzt war die Veranstaltung eine Gelegenheit, mit vielen gleichgesinnten Kollegen zu interagieren und vielleicht einen Grundstein für zukünftige Kooperationen zu legen, z. B. während des Mittagessens. Apropos Mittagessen: angesichts der jüngsten Budgetkürzungen bei der UNO konnten nur bescheidene Sandwiches serviert werden, die Gastgeber konnten aber auf das Verständnis der Teilnehmenden zählen.
Nach einer Zugfahrt mit dem NightJet, der die 1.100 Kilometer nach Berlin über Nacht zurücklegte, war Berlin ein willkommener und aufregender Kulissenwechsel.
Das Thema der Fachkonferenz: Auf welche Weise bieten die Denkansätze und Wertschöpfungsprozesse der Kultur- und Kreativwirtschaft grosse Neugestaltungspotenziale für andere Branchen sowie Gesellschaft und Politik? Die Speaker waren grosse Namen aus dem Bundeswirtschaftsministerium und aus der Forschung. Auch wenn die meisten Präsentationen auf Deutsch gehalten wurden, konnte ich mir die englische Simultanübersetzung anhören und mich aktiv an den Fragerunden beteiligen. Das Kronjuwel des Symposiums war die Präsentation von Francesca Bria, einer UN-Seniorberaterin für «Digital Cities», die überzeugend und begeistert über das Barcelona-Modell zur Datenhoheit sprach.
Kurz vor meiner Abreise nach Georgien organisierte der Creative Hub ein weiteres interessantes Treffen, diesmal in Basel. Wir trafen einen vielversprechenden Game-Developer aus Zürich, der vom Creative Hub Coaching und Mentoring erhält und derzeit auf der Suche nach Seed-Money sowie erfahrenen, internationalen Partnern ist. Wir verfolgten gespannt seinen Pitch und identifizierten zusammen mögliche «Matches», die seinen Bedürfnissen entsprechen könnten. Insgesamt war dies ein sehr fruchtbarer Abschluss meiner Reise, die meiner Meinung nach, eine solide Basis für meine weitere Zusammenarbeit mit dem Creative Hub bildet.
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Creative Caucasus fördert seit 2015 die Entwicklung eines kreativen unternehmerischen Ökosystems in Georgien und der gesamten Kaukasusregion.