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DESIGN PREIS SCHWEIZ – Edition 21: Die Kreislaufwirtschaft gewinnt

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    Design Preis Schweiz / Prix Design Suisse / Design Prize Switzerland

Am Freitag, 5. November 2021 fand in der Langenthaler Markthalle die Preisverleihung des Design Preis Schweiz, Edition 21, statt. Der biennale Event wurde zum 16. Mal ausgetragen. Trotz pandemiebedingter Beschränkungen erschienen die Besucher/- innen zahlreich wie in den Jahren zuvor; der feierliche Netzwerkanlass beweist sich erneut als das wichtigste Ereignis der Schweizer Designwirtschaft. Die siebenköpfige Jury zeichnete aus 36 Nominationen in neun Kategorien insgesamt 15 Preisträger aus. Die grosse Gewinnerin des Abends war die Kreislaufwirtschaft.

In der neu lancierten Kategorie «Going Circular Economy» erhielten gleich vier Beiträge einen Design Preis Schweiz. Mit «Cyclon» gewann der Schweizer Schuhhersteller On – bereits zum zweiten Mal nach 2013 – die begehrte Auszeichnung. Mit CHICKADEE, einem kreislauffähigen Ski der Berner Marke earlybird skis (einem Creative Hub Alumnus), wurde ein Start-up gewürdigt, das Freeride- und Tourenski streng nach ökologischen Kriterien produziert. Circular Eating, ein aus Bio-Kunststoff hergestelltes und zuhause kompostierbares Einwegbesteck sowie das Project Circleg, eine Beinprothese, die nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft produziert wird, komplettieren die Sieger einer Kategorie, die hoffnungsvoll stimmt.

Dass Designer/-innen Nachhaltigkeit nicht als werberisches Schlagwort verstehen, sondern den ressourcenschonenden Umgang mit Materialien längst zur Leitmaxime ihres Tuns gemacht haben, charakterisiert alle Gewinner/-innen der Edition 21. Sämtliche im Wettbewerb ausgezeichneten Lösungen und Produkte zeigen, dass sie systemisch gedacht und entwickelt wurden und dass deren Autor/-innen sich ihrer sozialen wie ökologischen Verantwortung bewusst sind. Die Jury lobte mit den Auszeichnungen die Preisträger explizit für ihren vorbildlichen Umgang mit den Ressourcen und ihren Beitrag zugunsten umweltverträglicher und kreislauffähiger Angebote.

Beispielhaft zeigte dies der Gewinner in der Kategorie Product Consumer. Mit LAUFEN save! des Sanitärprodukte-Herstellers zeichnete die Jury eine Schweizer Weltneuheit aus, einen Toilettensitz, der die Abtrennung von Urin aus dem Abwasser ermöglicht. Und, so die Jury, «in der Branche hoffentlich als Ermutigung wahrgenommen wird, vergleichbar sinnvolle Lösungen zu entwickeln».

Angesichts der Klimakrise kommt dem Recycling von Materialien auch in der Kategorie Textiles eine Schlüsselrolle zu. Vor diesem Hintergrund zeichnete die Jury das Projekt BENU Sea Kollektion des Textilverlags Christian Fischbacher aus. Er setzt damit in der Branche Zeichen: Für die Kollektion nutzt BENU Sea Stoffe, die wesentlich aus «Upcycled Marine Plastik» hergestellt werden. Also Plastikabfall, der aus den Ozeanen gefischt wurde. Ein vergleichbares Anliegen verfolgt das ebenfalls mit einem Preis bedachten Projekt Cima in der Kategorie Young Professionals. Die neuartige medizinische Schutzbekleidung zeichnet sich sowohl durch einen erheblich verbesserten Tragekomfort als auch durch ihre ökologischen Qualitäten aus. Sie wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und lässt sich nach dem Gebrauch vollständig kompostieren.

Die gesellschaftliche und soziale Relevanz von Design zeigten die Preisträger exemplarisch in der Kategorie Furniture auf. Die Jury würdigte das Projekt Lotte, ein Sitzmöbel, das auf die besonderen Bedürfnisse von älteren Menschen hin entwickelt und ursprünglich in der Kategorie «Design Leadership Prize: Enablement and Inclusion in an Ageing Society» eingereicht wurde. Weil die Jury aber den integrativen Charakter des Entwurfes hervorheben will, entschied sie sich für eine Prämierung in der Kategorie Furniture. Der zweite Gewinner ist der TENSE Lounge Chair, ein faltbarer und leichtgewichtiger Sessel für Stadtnomaden, entworfen für das renommierte italienische Möbellabel Cappellini vom Lausanner Duo Panter&Tourron.

Mit insgesamt 296 Wettbewerbsbeiträgen verzeichnete der Preis 2021 einen Anstieg der Eingaben um mehr als 10 Prozent. Und dies bei einer um drei Kategorien kleineren Wettbewerbsstruktur als jener der Edition 19. Erfreut deuteten Jury wie Nominatoren diesen Anstieg als Ausdruck ökonomischer Resilienz. Denn trotz Pandemie und erschwerter Rahmenbedingungen bei der Herstellung von Gütern bewies die Designwirtschaft gerade in den letzten Monaten, dass sie anpassungsfähig ist und gleichermassen die Veränderungen als Chance versteht.

Den Jahrgang 21 zeichnete schliesslich aus, dass die Kreislaufwirtschaft keine Frage der unternehmerischen Grösse mehr ist, sondern sowohl weltweit führende Hersteller wie auch kleine Labels ihre Produktions- und Gestaltungsprozesse auf die zirkuläre Wirtschaftsstrategie umstellen.

Für Michel Hueter, Raphael Rossel und Urs Stampfli war es die letzte Preisverleihung. Sie haben den Preis in den vergangenen zehn Jahren in verschiedenen Funktionen geprägt und stark ausgebaut. Nach dieser Dekade präsentierte sich der abtretenden Geschäftsleitung per Ende 2021 der optimale Zeitpunkt, Raum für Neues zu schaffen. Sie übergeben den Preis an Benjamin Moser, einem gebürtigen Langenthaler, Debora Biffi und Thomas Walliser. Die neue Geschäftsleitung will am biennalen Rhythmus, dem Standort Langenthal und der Positionierung des Preises als Netzwerkanlass festhalten und seine Funktion als Kommunikationsplattform weiterentwickeln.


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